Hermann-Maas-Jahr 2020

In diesem Jahr jährt sich der Todestag von Hermann Maas zum 50. Mal. Die Evangelische Kirche in Heidelberg gedenkt seiner mit einem Hermann-Maas-Jahr. Nähere Informationen zu den vielfältigen interessanten Veranstaltungen finden Sie hier.

Nachfolgend ein Bericht von Dr. Vincenzo Petracca, Pfarrer der Citykirche und der Altstadtgemeinde Heiliggeist-Providenz.

Von 1915 bis 1943 war Hermann Maas (1877–1970) Pfarrer der Heiliggeistkirche und beerdigte im Jahr 1925 den aus der Kirche ausgetretenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert, was ihm die Kirchenleitung und später die Nationalsozialisten vorwarfen. Als Sozialpfarrer engagierte er sich in der Altstadt, dem damaligen Armenviertel Heidelbergs.
Die Nationalsozialisten diffamierten Maas als „Judenpfarrer“, weil er engen Kontakt zur Heidelberger Synagoge hielt. Er nahm demonstrativ an den hohen jüdischen Festtagsgottesdiensten teil. Zwischen 1933 und 1945 wurde er unter großem persönlichen Einsatz zum Helfer und Retter für zahllose Juden. 1938 wurde auf seine Initiative von der Bekennenden Kirche die „Kirchliche Hilfsstelle für Nichtarier“ (sog. Büro Grüber) gegründet, wobei Maas für Baden zuständig war. Er stand in enger Verbindung mit hilfsbereiten Einrichtungen und Personen in England, Schweden und der Schweiz und erwirkte Einreisegenehmigungen und Transporte für gefährdete Juden und Judenchristen in diese Länder. Nach der Schließung des „Büro Grüber“ begann eine große Kampagne gegen Maas. Er erhielt Rede-, Schreib-, Aufenthalts- und Berufsverbot. 1943 wurde er auf Druck des Regimes durch den badischen Oberkirchenrat zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Schließlich wurde er zur Zwangsarbeit nach Frankreich verschleppt.
Nach der Befreiung unterlag er im November 1945 bei der Bischofswahl, wurde aber zum Kreisdekan (später Prälaten) ernannt. Als erster Deutscher nach dem Krieg wurde er offiziell vom Staat Israel eingeladen. Bis zu seinem Tod engagierte er sich für die Versöhnung zwischen Juden, Christen und Deutschen. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem erinnert einer der ersten Bäume in der „Allee der Gerechten“ an sein mutiges Eintreten für die Menschlichkeit. Er starb am 27. September 1970 in Mainz und liegt in Handschuhsheim beerdigt.
Ich bewundere an Maas den Mut, Verfolgten zu helfen und sich auch in schwierigsten Zeiten für ein gutes jüdisch-christliches Zusammenleben einzusetzen. Er setzte sich für Frieden zwischen Konfessionen, Religionen und Völkern ein und ist damit wegweisend. Gerade angesichts des erschreckenden Antisemitismus in unserem Land fragen wir in diesem Gedenkjahr nach der Bedeutung von Hermann Maas für uns heute.

(Fotos: Freundeskreis Hermann Maas)

Foto Hermann Maas